Sei gegrüßt
Tödliche Ablenkung oder friedlicher Gruß unter KungFu-Brüdern – warum wird die Hand neben der Faust zum Gruß erhoben?
Gleicher Gruß, unangenehme Überraschung:
Was wie ein Messer aussieht, sind in Wirklichkeit zwei. |
Böse Zungen behaupten, es handele sich beim WingTsun-Gruß um eine Täuschung, deren Geschichte deshalb nie verbreitet wird, weil die so Gegrüßten davon nicht berichten können – sie überleben die Begegnung nicht. Die Tatwaffe: WingTsun-Doppelmesser.
Der Legende nach präsentiert der Kämpfer kurz vor der Auseinandersetzung EIN Messer. Dazu hat er die Faust um den Griff geballt, die andere Hand deckt aufgerichtet seitlich die Klinge ab.
Erst mit der ersten Kampfbewegung teilt er die Messer und überrascht so den Gegner – aus einer Waffe werden zwei. Ob das stimmt? Das weiß keiner, aber es könnte funktionieren: Wer sich Doppelmesser anschaut (ohne sie dabei in der WingTsun-Schule von der Wand zu nehmen!), erkennt, dass die Innenseiten tatsächlich so gestaltet sind, dass beide Hälften aufeinanderpassen.
Zu bevorzugen: Die Version für Friedenszeiten
Der traditionelle Gruß im WingTsun symbolisiert Yin und Yang: Links die friedlich geöffnete Hand, rechts die geballte Faust.
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Gebräuchlicher ist allerdings die Erklärung von Yin und Yang: Die linke Hand symbolisiert das chinesische Schriftzeichen für Mond, die rechte steht für die Sonne. Die geöffnete Hand symbolisiert den Frieden, die Faust den Kampf.
Mit diesem sogenannten Bao-Quan-Li begrüßen sich traditionell Lehrer und Schüler zu Beginn und am Ende des WingTsun-Unterrichts.
Wichtig: Gegrüßt wird immer erst nach der Verbeugung, nie zeitgleich.
Denkt man an die Doppelmesser, ist offensichtlich warum.
Autor: André Karkalis
Fotos: EWTO