Pfefferspray und Messer zur Selbstverteidigung?
Jeder hat ein gewisses Sicherheitsbedürfnis – das gilt nicht nur für Frauen. Aber ist Aufrüsten mit Pfefferspray und Messer der richtige Weg, um wirklich Sicherheit zu erreichen? Die Radio-Sauerland-Reporterin Carolin Linke ist dieser Frage nachgegangen. Sie informierte sich bei einem Kursus, der in Zusammenarbeit mit dem Familienbüro der Stadt Olsberg – geleitet von Oliver Milhoff, der auch Polizisten ausbildet – stattfand.
Carolin Linke wollte eigentlich nur vorbeischauen und sich kurz informieren. Doch sie blieb und trainierte sogar mit. Sie verschaffte sich einen direkten Eindruck, als sie zusammen mit fast 30 anderen Frauen an dem Schnupperkursus für Selbstverteidigung beim WingTsun-Lehrer der Briloner EWTO-Schule Oliver Milhoff (1. HG), dem sein Sohn Yanik (11. SG) assistierte, teilnahm.
Die Frauen hatten die unterschiedlichsten Gründe, weshalb sie den Kursus besuchten: abends nicht wie ein verängstigtes Kaninchen unterwegs sein; Mutter und Tochter waren dabei, weil die Tochter ihr Studium in einer Großstadt beginnen will; eine Witwe, deren Mann vor ein paar Jahren verstarb, will nicht länger nur die Möbel hüten, wie sie der Reporterin anvertraute, sondern auch wieder einmal ausgehen. Aber eins war bei allen letztendlich dasselbe: mehr Sicherheit für sich zu bekommen.
Vorab noch einmal zu der Frage, ob Aufrüsten mit Pfefferspray oder Messer sinnvoll sind. Dazu meinte Oliver Milhoff: „Wenn man damit nicht wirklich umgehen kann, können diese Waffen ganz schnell in die Hand des Angreifers gelangen und so zu einer zusätzlichen Bedrohung gegen einen selbst werden.“
Er zeigte den Frauen dann im Kursus, welche Möglichkeiten sie haben, um mit einer Bedrohung umzugehen und sich zu schützen.
Das Motto des WingTsun-Lehrers: „Im Idealfall weg!“ Meist reagiert der Körper richtig und drängt zur Flucht. Dem sollte man auf jeden Fall nachgeben.
Ist dieser Weg verbaut, heißt es laut werden. „Stopp!“, sollte dem Angreifer laut und deutlich entgegengebrüllt werden. Das verschreckt nicht nur den Angreifer, sondern verschafft einem auch noch Aufmerksamkeit und damit mögliche Zeugen. Eine selbstbewusste Haltung sorgt zusätzlich für eine Verunsicherung des Angreifers.
Wenn es doch zu einem Übergriff kommt, dafür hat Oliver Milhoff dann einige Übungen parat, wie man sich mit minimalem Aufwand richtig aus einem Griff befreit. Solche Aktionen müssen aber geübt und verinnerlicht werden. Ein Schnupperkursus reicht da meist nicht aus. Also im Zweifelsfall lieber weglaufen, als falschen Heldenmut beweisen.
Carolin Linke fand den Abend nicht nur sinnvoll und lehrreich, sondern hatte zusammen mit den anderen Frauen beim Trainieren auch viel Spaß.
Inzwischen haben mehrere Frauenkurse unter der Leitung von Oliver Milhoff stattgefunden. Über 70 Frauen machten sich mit den Anfängen der Selbstverteidigung vertraut. Davon haben sich fast 20 Frauen zum WingTsun-Unterricht in seiner Schule angemeldet, um zu lernen, wie man sich effektiv schützen und wehren kann.
Auf Initiative der Frauen aus den Selbstverteidigungskursen bot WingTsun-Lehrer Milhoff auch speziell einige Kurse für Kinder an, in denen sie in die Anfänge der Selbstverteidigung hineinschnuppern konnten. Wenn die Kinder Spaß am Unterricht hatten, heißt die Fortsetzung des Unterrichts: Kids-WingTsun.
Text: hm
Fotos: fotolia ©RAM; EWTO-Schule Brilon