EWTO

Die WT-Schule von nebenan: Kassel

Sabine Mackrodt begann 1984 mit dem Tae Kwon Do-Training, nachdem sie eine bedrohliche Situation mit einem gewaltbereiten Mann erlebt hatte, in der sie sich absolut machtlos fühlte ...

Wie bist Du zu WT gekommen?

Nachdem ich vier Jahre Tae Kwon Do trainiert hatte, lernte ich 1988 dann WingTsun kennen und ich wusste sofort: „Diese Kampfkunst will ich lernen!“

Was genau findest Du am WT so faszinierend?

Am Anfang war ich begeistert wie schnell und schnörkellos man jemanden umhauen kann, wenn man weiß, wie es geht. Ich war fasziniert von den weichen, dynamischen und unglaublich schnellen Bewegungen und hatte viel Spaß an dem kämpferisch ausgerichteten Unterricht meines damaligen Lehrers. Ich war sicher, mich nie wieder so machtlos fühlen zu müssen. Und wenn ich ehrlich bin, bin ich auch heute noch fasziniert von der Schlagkraft dieser Kunst und davon wie viel Freiheit es mir verschafft. Mittlerweile weiß ich jedoch, es gibt kein Außen und WT fasziniert mich, weil es mich mit mir selbst in Kontakt bringt. Mein Körper lernt sich flexibel und weich zu bewegen und mit der (Lebens-)Energie zu gehen anstatt gegen sie. Ich konzentriere ich mich mehr auf den Krieg in meinem Innern und die Technik lehrt mich, auch auf geistiger Ebene immer mehr loszulassen und bewusster zu werden. Ich liebe WT, weil es immer neue Ebenen gibt und das Lernen mich wach und beweglich hält und mir hilft dem Festhalten und der Stagnation in meinem Leben auf die Schliche zu kommen.

Wie bist Du zu Deiner eigenen Schule gekommen?

Ich habe Sport und Deutsch in Kassel studiert und wollte eigentlich schon immer Lehrerin werden. Mein Schwerpunkt im Sportstudium waren Themen wie „Koedukation – Pro und Kontra“ und „Frauen und Männer im Sport – Unterschiede und Gleiches“. Mein Studium finanzierte ich mir unter anderem durch Jobs als Trainerin in verschiedenen Disziplinen. Schon 1984 gab ich meinen ersten Selbstverteidigungskurs für Frauen im Allgemeinen Hochschulsport der Uni Kassel. Irgendwie war mir schon sehr früh klar, dass ich mal eine eigene Schule haben würde. Das Konzept der Frauenschule ist entstanden, um effizient Kampfkunst und Selbstverteidigung unterrichten zu können und auch um Frauen ihren eigenen (weiblichen?) Weg ins WT zu ermöglichen. 1990 ging es los. Eine Freundin schrieb einen großen Artikel für die Lokalzeitung (siehe auch WT-Welt Nr. 14) worauf hin mich über 90 Frauen anriefen. Zu den ersten beiden Schnupperkursen kamen etwa 60 Frauen und davon haben sich viele sofort angemeldet. Zunächst mietete ich stundenweise, zweimal pro Woche einen Raum in einer Flamencoschule. Nach einem halben Jahr zogen wir in den ersten eigenen Raum. Alles passte perfekt und lief fast wie von selbst. Heute lebt die Frauenschule auf 160 qm, hat fünf Unterrichtstermine in der Woche und zwei Mädchenklassen. Ich bin manchmal selbst ganz erstaunt, was da gewachsen ist.

Betreibst Du nach wie vor Werbung für die Schule und wenn ja, welche?

Ich habe meine eigene Webseite, die ich regelmäßig aktualisieren lasse. Des Weiteren verteile ich ab und zu Handzettel, dies allerdings nur sporadisch. Die Schule läuft mittlerweile hauptsächlich über Mundpropaganda.

Wie bereitest Du Dein Training vor?

Ganz unterschiedlich. Zeitweise arbeite ich detaillierte Trainingspläne aus, in denen ich kurze und langfristige Unterrichtsziele formuliere. Zur Zeit unterrichte ich rein intuitiv und lasse mich von dem Moment und der Gruppe inspirieren und leiten.

Wie sind deine zukünftigen WT-Ziele?

Ich bereite mich momentan auf den 4. Technikerinnengrad vor und möchte ChiKung in meiner Schule etablieren. Und ich arbeite daran, meinen Unterricht und mich als Lehrerin zu vervollkommnen.