Escrima

Großmeister Bill Newman zu Gast in Berlin

Hella Pietzsch, Polizistin aus Dessau-Rosslau, besuchte dort den Escrimalehrgang, um einige Tipps für ihren Beruf zu erproben und empfiehlt allen, Escrima selbst zu testen…

In der Turnhalle in Berlin-Treptow herrschte großer Andrang von Escrimaschülern, die entweder eine Prüfung ablegen oder nur am Lehrgang teilnehmen wollten.
Für Hella Pietzsch war es der erste Lehrgang bei Großmeister Bill Newman und die Erwartung war groß. Sie trainiert seit November 2008 in Dessau-Rosslau Escrima und geht auf den 2. Schülergrad. Bei der Polizei ist Hella im Einsatzdienst beschäftigt. Täglich kann es zu Auseinandersetzungen mit gewaltbereiten Personen kommen und denen möchte sie nicht unvorbereitet gegenüberstehen.
Während des Lehrganges kam es zu der Frage: „Wie verhalte ich mich bei einem Messerangriff während einer Festnahme und wie kann ich den Selbstschutz erhöhen?“
Master Bill dazu:
Der Verteidiger wartet, bis der Täter nach Aufforderung beide Hände zeigt. Hat er ein Messer, dann gilt STOPP und unbedingt Abstand halten. Jetzt ist entscheidend, was ich für eine Waffe zu meiner Verteidigung griffbereit habe! Für Hella ist dies im Dienst ein so genannter Einsatzmehrzweckstab (EMS). Damit bietet sich in diesem Fall eine Säbeltechnik an, die aus der Grundstellung des Escrimadores von unten nach oben gegen die Messerhand des Angreifers geführt wird. Die Grundstellung ist im Escrima eine aufrechte Körperhaltung mit schulterbreitem, diagonal versetztem Stand. Die Schulterseite des waffenführenden Arms ist nach vorne ausgerichtet (Rechtshänder: rechte Schulter und rechtes Bein vorn) und das Körpergewicht ist auf beide Beine gleichmäßig verteilt. Die dadurch hergestellte Balance ist wichtig, damit man beim Angriff oder dem Konter in alle Richtungen gleich gut und schnell agieren kann.
Es folgten praktische Übungen speziell zu der Säbeltechnik und damit konnte für Hella eine Frage aus ihrem Berufsalltag geklärt werden.
Das Kontern von Messerangriffen wird übrigens auf dem 3. Schülergrad erstmals trainiert. Nach diesem lehrreichen Tag beantwortete Hella Pietzsch der WTW-Redakteurin Kerstin Kunz noch einige Fragen:
WTW: „Welche Vorteile siehst du beim Erlernen der Escrimatechnik bezogen auf deinen Beruf?“
Hella: „Sie ermöglicht mir den gezielteren Einsatz des EMS und ist eine effektive Methode für den Straßeneinsatz. Mein Umgang mit dem EMS ist durch das zusätzliche Escrimatraining sicherer geworden, denn es ist ja eine Waffe, die immer kontrolliert angewendet werden sollte.“
WTW: „Du bist jetzt ein gutes halbes Jahr dabei. Kannst Du dem „Normalbürger“, also jemandem, der nicht im Polizei- oder Sicherheitsdienst tätig ist, das Escrimatraining empfehlen? Was ist für ihn daran nützlich?“
Hella: „Escrima ist alltagstauglich und für jeden erlernbar. Der Vorteil ist, egal wo etwas passieren sollte, jeder hat einen Gegenstand parat – sei es der Autoschlüssel, das Handy, die Tasche u.Ä., was man zur Unterstützung seiner Verteidigung nutzen kann. Aber notfalls funktioniert Escrima auch waffenlos. Wichtig ist: Das Training macht Spaß und fördert die Koordination.“
Hella vertraut den Escrimatechniken und -konzepten und das ist bei der heutigen Zunahme der Härte der Gewalttaten ein beruhigender Tropfen auf den ernsten Stein…
WTW bedankt sich für die freundliche Unterstützung bei Großmeister Bill Newman, Meister Thomas Dietrich (5. PG) und Hella Pietzsch.

Text und Fotos: Kerstin Kunz