ChiKung

ChiKung auf Mallorca für Begleitpersonen

Oder: Wie Regula Sensoren wieder in Betrieb nimmt
Endlich war es wieder soweit – eine Woche lang trafen sich Menschen aus der ganzen Welt auf Mallorca zum EWTO-Lehrgang und wollten gemeinsam WingTsun trainieren. Einige davon brachten auch ihre Partner mit, die kein WingTsun machen. Eigentlich muss man sagen: „Noch kein WingTsun machen…“, da auffällig ist, dass viele der einstmals „passiven“ Begleiter über die Jahre zu aktiven WingTsunlern mutierten.
Diejenigen allerdings, die hartnäckig den Begleitungsstatus wählen, kommen in den Genuss, unter der Anleitung von Sifu Regula ChiKung zu üben.

 

So geht es mir, einer der Begleiterinnen der WingTsun-Schule in Celle, die mit ihren 14 Teilnehmern auch dieses Jahr ein ganz schön großes Grüppchen darstellten.
Dieses Jahr waren wir beim ChiKung immer etwa 15 Personen, die sich fünf Tage lang jeden Vormittag für eine Stunde trafen. Das Training fand dieses Jahr wetter- und geräuschbedingt an vier verschiedenen Orten statt: am Pool, am Strand, auf der Wiese und in der Hoteldisko. Und wir waren jedes Mal gespannt, was sich Regula für uns ausgedacht hatte. Die Lektion beinhaltete stets folgende Elemente:

  1. Die ChiKung-Form machen
  2. Den Körper kräftigen
  3. Sensomotorische Übungen durchführen
  4. Sich dehnen und entspannen.

Regula formulierte ihre Anweisungen so geschickt, dass man das Gefühl hatte, man sei intrinsisch motiviert, die Spannung auszuhalten, und die Muskeln „wollten“ sich in bestimmten Positionen noch mehr dehnen, so dass man diesen angenehmen Entspannungsschmerz im verspannten Muskel spürte. Diese feinsinnige und unbestrittene Autorität der höchst attraktiven Frau, die kein Alter kennt, kommt wohl von der jahrzehntelangen Erfahrung, die sie sich seit den ersten Stunden des ChiKungs 1995 angeeignet hat. Ihre Vorbildfunktion ist eindeutig. Daher waren wir auch alle artig und folgten ihr, soweit es unser Körper zuließ, aufs Wort.

 

Einfacher zugänglich sind sicherlich die Formen, die Kräftigungs- und Dehnübungen. Die sensomotorischen Übungen empfand ich als anstrengender, da man die meisten Sinneswahrnehmungen im Alltag nicht beachtet. Und mit Alltag meine ich 360 Tage im Jahr, weil wir ja nur einmal im Jahr fünf Tage auf Mallorca zusammen sind. Am vierten Tag war ich vor lauter „Wahrnehmerei“ fast schon ein wenig überfordert. Mir wurde klar, wie viele Eindrücke permanent auf uns einprasseln. Allein jeder einzelne der vier verschiedenen Orte, an denen wir übten, hatte seine eigenen Geräusche, seinen individuellen Boden, seine spezifischen Farben und Gerüche. Ich bin froh, dass wir so einen perfekten Körper haben, der diese vielen Eindrücke zielgerichtet und portioniert filtern kann. Regula zeigte uns, was mit uns passiert, wenn wir die gewohnten Filter ausschalten und andere Filter ein- bzw. dazuschalten. Sensoren der verschiedensten Körperregionen wurden so angesprochen, dass man schon fast von verschobenen Wahrnehmungen reden kann. Nach einer Anregung der Schultergürtelsensoren und einer speziellen Fußmassage hatte selbst ich Zwerg von 1,59 m Länge das Gefühl, ein Kreuz wie Schwarzenegger und Füße wie Nowitzki zu haben.

 
   

Für mich war es das dritte Mal, dass ich dieses Training genießen konnte. Zwei Übungen faszinieren mich dabei jedes Mal: Bei der ersten Übung geht es um die gerade Haltung des Körpers. Einmal steht man mit dem Kopf etwas nach vorn geneigt und der Übungspartner zieht einen Arm in Richtung Boden. Der ganze Körper gerät ins Schwanken und kommt aus dem Gleichgewicht. Stellt man sich nun gerade hin und schiebt vor allem Kinn und Hinterkopf etwas nach hinten, bleibt man beim Zug des Partners mit deutlich weniger Anstrengung stabil stehen, obwohl die Körperhaltung nur minimal geändert wurde. Das finde ich jedes Mal beeindruckend.

Die zweite faszinierende Übung ist für mich, aus dem Stand nach hinten in die Brücke zu kommen. Jedes Jahr denke ich, dass ich das eigentlich mit diesen Übungen irgendwann schaffen können müsste: Liebe Regula, ich gebe mir Mühe, es bis zum nächsten Mal zu schaffen.

Die gesamte Teilnehmergruppe will sich bei dir für die vielen Eindrücke und vor allem auch für deine vielen Tipps und Empfehlungen bedanken und weil wir einfache Übungen in den Alltag mitnehmen und diesen dadurch etwas entspannter bewältigen können. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal mit dir auf Mallorca!

 

Text: Patricia Lorek
Fotos: hm